DIE NACHRICHT

Heiße Erntetage. Karlchen eilt barfuß über das Ährenfeld den Kombinen entgegen. Sein weizenblonder Haarschopf flattert im Wind, in der Hand hält er eine zusammengerollte Zeitung.

Karlchen blinzelt in die Sonne und wundert sich, dass der Sonnenball immer auf einem Platz steht, während er selbst so schnell über das Feld dahinjagt, dass der Wind in den Ohren saust. Schneller, schneller, denkt Karlchen und fühlt plötzlich, wie der Steppenwind sein Hemd segelhaft aufbläht, ihn von der Erde losreißt und mit sich fortträgt.

Ich fliege wie ein Schmetterling, nein! wie ein Deltasegelflieger, denkt Karlchen freudig und hört über sich die Lerchen tschilpen: tschik-tschirik, Karlchen fliegt tschik-tschirik, Karlchen fliegt!

Karlchen drückt die Zeitung fester an seine Brust, schwebt federleicht dahin über dem goldenen Weizenmeer und denkt dabei: Wenn das der rote Hannes sehen könnte, der würde vor Neid platzen. Er aber, Karlchen, würde noch höher steigen und aus den Wolken hinabwinken: Tschüs, Hannes! Bleib auf deiner Erde!

Die Kombines bewegen sich langsam eine nach der anderen übers Feld und saugen mit ihren Elefantenrüsseln die reifen Ährenhalme ein. Dort ist Papas Kombine! Karlchen eilt auf den Vater zu:

„Papa, du hast einen Orden gekriegt. Hier steht´s – in der Zeitung!“

Und Karlchen fuchtelt mit der Zeitung hoch über seinem Kopf. In der Mittagspause wird die Neuigkeit freudig besprochen und alle loben Karlchen für seine Findigkeit: Er hat dem Vater als erster die freudige Nachricht gebracht

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