DER ZAUBERFÜLLER

Die Lehrerin hatte eine wunderbar schöne Handschrift. Wenn sie mit Farbenkreide „Klassenarbeit“ oder „Hausaufgaben“ an die Tafel schrieb, sahen die Buchstaben gerade so aus, wie in der Fibel. In die Hefte der Schüler schrieb die Lehrerin unter die Kontrollarbeiten die Noten, und die Ziffern ähnelten ebenfalls den Zahlen im Mathebuch.

Wie bringt Erna Adamowna das fertig? Und warum sind meine Buchstaben und Ziffern so zottig und bucklig? dachte Marika oft. Und sie nahm sich vor, unbedingt hinter dieses Geheimnis zu kommen.

Marika liebte zu beobachten, wie liebevoll die Lehrerin die Kreide oder den Füller in die Hand nahm und wie aufmerksam sie beim Schreiben war. Die Buchstaben reihten sich ununterbrochen aneinander, gleichförmig, deutlich und schön.

Eines Tages kam Marika ohne Füller in die Schule. Die erste Stunde war Muttersprache. Klassenarbeit. Alle Schüler schrieben, nur Marika sass untätig da und schaute schuldbewusst drein. Die Lehrerin trat zu ihr heran und fragte sie leise:

„Was ist los, Marika?“

„Bitte, Erna Adamowna, verzeiht mir… Ich habe meinen Füller vergessen…“ stammelte Marika.

„Nimm für heute meinen, aber merke dir: ein Schüler ohne Füller ist wie ein Suppenesser ohne Löffel“.

Marika nahm den Füller in die Hand, betrachtete ihn von allen Seiten, drehte ihn zwischen den Fingern hin und her, richtete ihr Heft zurecht und begann vorsichtig und äußerst konzentriert zu schreiben.

Am nächsten Tag verteilte Erna Adamowna die Hefte und erwähnte Marika lobend. In ihrem Heft stand diesmal eine Drei. War denn der Füller der Lehrerin wirklich ein Zauberfüller? Marika wusste nun, es waren der gute Willen, der Fleiß und die Aufmerksamkeit.