GUTEN TAG, KINDER!

Die regennasse Herbstnacht hatte trübe Pfützen auf der ungepflasterten Uferstraße zurückgelassen. Feuchter Nordwind riss die graublauen Wolken in zackige Fetzen, und triste Morgendämmerung sickerte durch die geschwitzten Fen­sterscheiben. Leise und rührend wie eine Gitarrensaite summte die Fernsehantenne auf dem Balkon. …

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EIN FÜR ALLEMAL

Ein mittelgroßer schlanker Mann steht am Fenster und trommelt mit dem Zeigefinger gegen die Scheiben. Er sieht nicht den Blütenschaum im Gärtchen, hört nicht das vielstimmige Zwitschern der Vögel unter dem blauen Himmel.

Schrecklich. Sinnlos und schrecklich, denkt der Mann …

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ZWEI SCHWESTERN

Über den endlosen Steppenweiten scheint der Himmel so hoch und unberührt wie sonst nirgendwo. Herrlich sind die Frührotstunden zur Zeit, wenn die glücklichen Schulabgänger Hand in Hand durch die Straßen wandeln und mit frohen Liedern am Flussufer oder am Feldrain …

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AIBEK

Es ist eine nicht sehr originelle Geschichte, die ich da erzähle, aber in meiner Lehrerpraxis ein ziemlich denkwürdiges Ereignis. Ich arbeitete damals als Deutschlehrerin in der kasachischen Abai-Mittelschule in Pawlodar. Nach den Herbstferien kam in meine Klasse ein neuer Schüler. …

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SCHÖNCHEN

Mein letztes Schuljahr verbrachte ich in der Antonower Kolchosjugendschule. In unsere Abgangsklasse kam eine neue Sprachlehrerin, eine Zugereiste aus der Gebietshauptstadt. Bisher hatten wir nur Lehrer aus der Mitte unserer Landsleute, meist alles bejahrte ernste Männer, die nicht nur uns …

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ÜBER ALLEM

Es gibt Städte, die einem im Gedächtnis bleiben, solange man lebt. Es gibt Menschen, die man – einmal ihnen begegnet – nie wieder vergessen kann, so stark ist ihre Anziehungskraft und der von ihnen ausgehende Liebreiz. Und es gibt Erinnerungen, …

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ANITA

Im Hallenhof wächst ein breitastiger Ahornbaum. Anita grüßt ihn jedesmal morgens beim Vorübergehen und verabschiedet sich allabendlich von ihm wie von einem alten Bekannten: Bis Morgen! Ihre Drehbank steht nah am Fenster und Anita kann dem Ahorn manchmal während der …

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VERTRAUEN

Walli war ausgegangen. Die Mutter saß am Küchentisch dem Vater gegenüber und wartete geduldig, bis dieser sein Abendbrot gegessen hatte und schon die Hand nach der Zeitung ausstreckte. „Arno, ich hab was zu besprechen mit dir, was Wichtiges“, sagte die …

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