GESPRÄCH MIT EINEM ZEISIG

Frierst wohl, Zeisig auf dem Ast?

Brauchst es mir nicht zu verhehlen.

Komm herein und sei mein Gast –

kannst mir auch dein Leid erzählen.

* * *

Setz dich dort aufs Fenster hin,

bleibe hier bei diesem Wetter.

Schau mal, wie der böse Wind

reißt vom Baum die letzten Blätter.

* * *

Greif nur unverdrossen zu –

hier sind Brosame und Körner.

Ich bin einsam auch wie du –

wollen Freunde bleiben ferner.

* * *

Ich vertraue dir vielleicht

mein gehütetes Geheimnis,

das bis in die Jugend reicht,

voller Unwill und Versäumnis.

Gebe dir mein Ehrenwort –

nichts soll deine Ruhe stören.

Ach, du fliegst schon wieder fort,

willst von meinem Leid nichts hören?

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