DURCHSCHNITT

Mir träumte ein Schneegestöber ohnegleichen. Ein Baumzweig schlug an mein Fenster und rief mich hinaus in die Dunkelheit, in die Kälte. Ich zögerte nicht lange, öffnete weit das Fenster – und schwebte plötzlich zusammen mit den Schneeflocken über meinem Heimatdorf, über meinem Elternhaus. Gern wäre ich eingekehrt in die Stätte meiner Kindheit, aber der Schneesturm heulte und tobte und wirbelte mich weiter fort. Als ich erwachte, trommelte der Regen an die Fensterscheiben, und ich dachte unwillkürlich: Man sucht nach Wahrheit und stößt auf Schritt und Tritt auf Unwahrheit. Man begeht im Leben einen Fehler nach dem anderen und wird nicht klüger, nicht schlauer. Man grämt sich oft und merkt dabei nicht, dass Gram und Trübsal uns die Seele verzehren.

In meinem Leben ging es nie um große Auftritte und reiche Begebenheiten. Aber ich möchte nicht wie eine Nadel im Heuschober verlorengehen, wenn ich auch nichts Besonderes an mir habe, wodurch ich vom Durchschnitt irgendwie abstechen könnte.

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