KORNBLUMEN

Kornblumen, Kornblumen blau

                                                            schimmern am Wegrand verwegen…

Wie lange habe ich dieses Lied nicht gehört?

Bis zum Großen Vaterländischen Krieg waren noch etliche Jahre geblieben. Wir Dorfmädchen sangen dieses Lied beim Jäten der Roggen- und Weizenfelder in unserem Kolchos.

Das Jäten ging damals manuell: Wir stellten uns reihenweise auf, etwa 10 Schritte voneinander entfernt, und durchstreiften so das Feld von einem Ende zum andern. Das Unkraut wurde mit den Wurzeln herausgerissen und auf Häufchen zusammengetragen, die dann zum Wegrand hinausgeschleppt wurden, wo sie allmählich verwelkten und vertrockneten.

Nur die schönen Kornblumen taten uns Leid, obwohl sie auch Unkraut waren und schonungslos ausgerottet werden rnussten. Wir sammelten sie deshalb gesondert und deckten sie mit Gras zu, damit sie im Schatten frisch blieben bis zum Abend.

Auf dem Heimweg trugen wir dann große Kornblumensträuße in den Armen und sangen das schöne russische Volkslied von den Kornblumen.Wenngleich wir tagsüber schwer gearbeitet hatten und Rücken und Hände uns gehörig schmerzten, sahen wir dennoch nicht müde aus – es schien eher, dass wir von einem fröhlichen Volksfest heimkehrten.

Zu jener Jahreszeit standen in unseren Stuben immer große Sträuße duftender Feldblumen.